Montag, 21. April 2014

21. April 1945: Die alltägliche Ordnung kehrt zurück



Am 21. April kam zum erstenmal seit einem halben Jahr wieder Gas, aber sehr unregelmäßig und nur für einige Stunden am Tag. Ab Mitte April bis Ende Mai war das Radfahren erst ganz verboten, dann wurde Erlaubnisscheine sparsam ausgestellt. In die Verpflegung kam allmählich eine gewisse Ordnung, es gab zwei bis vier Pfund Brot die Woche, täglich ein Gramm Butter, zuweilen 100 Gramm Fleisch. Für alles mussten sich aber die Hausfrauen stundenlang, ja halbe Tage lang anstellen. Dann war es oft vorzeitig ausverkauft und sie rannten zum nächsten Laden, der noch etwas haben sollte. Die Müllabfuhr funktionierte wochenlang nicht. Die Bevölkerung musste Dreck selbst abfahren. Um die Stadt bildeten sich wilde Schutthaufen, die entsetzlich stanken. Weil das Stellen von Arbeitskräften seitens des Arbeitsamtes nicht richtig funktionierte, wurden Männer und Frauen von französischen Posten abgefangen, um Geschirr zu spülen, die Strasse zu reinigen usw; [sic.]

Der Wittelsbacher Hof wurde “Mess de Garnison“; davor ein Posten, der das Trottoir von Zivil freihalten musste, die Sonne wurde Foyer der Evakuierten, der Pfalzgraf ’’Foyer des Zuaves’’, auch die meisten anderen Gastwirtschaften in den Verkehrsstrassen als Popotes belegt, neben dem Heydenreichhaus im Hause Kopf liess sich der ’’Major de place’’ nieder, der später sein Büro in die Villa Ecarius verlegte, als diese von den Offizieren freigegeben wurde. Die Fabriken waren besetzt und mit Truppen belegt, die Molkerei beschlagnahmt. Der ganze Postplatz war für Zivil verboten, vor der Barriere am Kaffee Ihm stauten sich die Leute, die beim Gouverment vorgelesen werden wollten, aber oft unverrichteter Dinge weggeschickt wurden. Misslich empfunden wurde, dass längere Zeit hindurch deutsche Kriegsgefangene, die rechtsrheinisch von den Amerikanern entlassen mitunter sogar von ihnen geschlossen hierher verbracht worden waren, von den Franzosen wieder festgenommen und in die Baracken auf der Kuhweide verbracht wurden, wo sie durch das deutsche Rote Kreuz, das selbst nichts hatte, mit Gaben der Bevölkerung verpflegt wurden. Dann kamen sie vielfach nach Frankreich um aufbauen zu helfen. Das hatte natürlich zur Folge, dass sich Kriegsgefangene mehr und mehr hüteten, über den Rhein zu uns zu kommen. Sie hielten sich möglichst lange drüber auf.

Allmählich wurden die zuletzt am 13.IV.45 durch den Platzkommandanten General du Payrat auf die Zeit von 20 Uhr abend bis 7 Uhr morgens festgesetzten Sperrstunden verkürz. Im Sommer wurde der Ausgang auf bis 7 bis 21 Uhr, dann auf 5.30 bis 22 Uhr festgesetzt.

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