Die zerstörte Rheinbrücke, Stadtarchiv Speyer, Fotosammlung Nr. 005463. |
Am Freitag, den 23. März, gegen 10,30 Uhr wurde die Speyerer Rheinbrücke gesprengt,
nachdem der Fluchtverkehr über Leimersheim umgeleitet worden war. Die Panzersperren
wurden geschlossen. Das grosse Verstummen trat ein. Die Strassen wurden leer.
Die Absatzgefechte um Speyer kamen in Gang, nachdem die von Ludwigshafen
vorstossenden Amerikaner vor dem neuen Friedhof die Gefechtsberührung
aufgenommen hatten. Auf deutscher Seite standen Truppenreste, Arbeitsdienst und
Volkssturm, der jedoch durch reguläre Soldaten ersetzt wurde. Das Gefecht zog
sich von der Wormserlandstrasse aus durch die Rheinniederung über den
Spitzrheinhof gegen die Celluloidfabrik zu. Im Ludwighof war die amerikanische
Gefangensammelstelle. Auf der nördlichen Vorstadt lag Artilleriestreufeuer, der
einige Verluste unter Zivilisten und Häuserschäden verursachten. Gegen 15,30 Uhr
verabschiedeten sich Kreisleiter Schmitt, Oberbürgermeister Trampler und
Bürgermeister Bechtel, um über Rheinhausen das andere Ufer zu gewinnen. Amtmann
Karpp übernahm aushilfsweise die Leitung der Geschicke der Stadt. Gerüchte
behaupten, dass der Bauleiter Stöhr die Räumung der Stadt von Zivil befohlen
habe, aber nicht durchgedrungen sei. Dann sei der Befehl widerrufen worden. Das
Fernsprechamt, die Speyerbachbrücken, das Wasserwerk und industrielle Anlagen
sollten gesprengt werden. Das ist unterblieben. Um 17 Uhr erschütterte eine
schwere Detonation die Luft, ein großer
Rauchpilz stieg zum Himmel. Ursache: ein vollbeladener Munitionswagen, der auf
dem Festplatz abgestellt war, weil er keinen Treibstoff mehr hatte, ist von
einem Geschoss getroffen worden und explodierte. Dem Vernehmen nach soll er
zuerst auf der Hauptstrasse vor dem Stadthaus stehen gelassen und von der
technischen Nothilfe auf den Festplatz gebracht worden sein. Nachdem den ganzen
Freitag über starker Gefächtslärm vom Rande der Stadt ( Gewehr-, Maschinengewehr-
und Artilleriefeuer ) zu hören war, ebbte er am Abend ganz ab. Die Amerikaner
hatten zögernd eine Linie erreicht, die vom neuen Friedhof bis zu den Ziegelwerken
führte. Auf deutscher Seite wurde die alte Rheinbahnlinie gehalten. Zwischen
Friedhof und Schlangenwühl war ein amerikanischer Panzer zur Strecke gebracht
worden, Wartturm und Haus Demmerle durch Artillerie zerstört. Bei der
Verteidigung Speyers sind 23 Mann gefallen, die Amerikaner haben ihre Toten
selbst begraben. In der Nacht zum Samstag herrschte Ruhe. Man hörte nur die
dumpfen Knalle von Sprengungen. Das alles deutete auf Absetzten hin. Um 3,30
Uhr wurde der Bahnübergang beim Gusthof gesprengt, nachdem schon vorher der an
der Berghäuserstrasse und der am Woogbach in die Luft geschickt worden waren.
Alles Unsinn! Die Verteidiger zogen sich nach der Rheinhäuser Fähre zurück.
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